Das Verhör

Lichtenbergs Musik

       "Das Verhör" oder "La Gendarmette"

Edvard´s Kammerorchester probiert regelmäßig in Zeiringen, einem hübschen

Lothringer Dörfchen, nahe der Grenze zu Deutschland. Hier schwätzt man Platt, weshalb die beiden gemeinsame Pläne schmieden können.

Also verblieben die beiden so, dass Heiko einige Ideen auf Notenpapier schreiben sollte, damit Edvard selbige auf ihre Tauglichkeit in Bezug auf das Spielen durch sein Orchester überprüfe, was dann auch geschah.


Nachdem nun Heiko den durchaus positiven Brief seines Freundes vorfand vereinbarte er mit diesem einen Termin, und machte sich voll guter Laune auf den Weg nach Frankreich.

Beim Grenzübertritt jedoch wurde er von der Gendarmerie angehalten und der Beamte (der französische) begehrte seinen (des Deutschen) Ausweis zu sehen, eine Bitte der ob ihrer Leichtigkeit der Schlagwerker Lichtenbergs ohne Verzögerung nachkam.

Aufgrund der Tatsache, das 1. das vorgezeigte Dokument nicht neusten Datums war und 2. Jahrzehnte langer Rock ´n Roll seine Spuren in jedem Gesicht hinterlässt, war der Gendarm nicht sicher, ob der vorgezeigte Ausweis auch wirklich zum vorzeigenden Individuum gehört und wollte sich dessen versichern, als er in einem recht guten Deutsch fragte: "Sind Sie das, ier?" und zeigte auf das Foto.

"Au contraire, mon General" antwortete der Befragte "Hier, das bin ich" und deutete mit beiden Händen an sich herabstreifend auf sich selbst, "Dieses," er wies auf das Foto "ist nur ein Abbild von mir!"


Der Gendarm konnte, oder wollte diesem philosophischen Exkurs nicht folgen und bedeutete unserem Freund,

ihn nun zu arretieren, was ihm, so der Gendarm, auch ohne Einschaltung der Staatsanwaltschaft für 24 Stunden möglich sei und nun habe er das dringende Bedürfnis von dieser Möglichkeit Gebrauch zu machen, weshalb er nun den Musiker zum nächsten Gendarmerie-Posten, zwecks Erstellung Protokoll und weiterer Verwahrung überführen zu lassen gedenke.

Unsanft wurde unser Freund mit hübschen Armreifen versehen, in einen winzigen Renault verfrachtet und zum nächsten Standort der Gendarmerie nationale gefahren.



Dort nun, soviel hatte er mitbekommen, sollte ihn der diensthabende Offizier (sic!) verhören und das unausweichliche Protokoll anfertigen. Leicht getrübter Stimmung wartete unser Held also und musste an den Film mit Lino Ventura denken, (Das Verhör) in welchem  die "Ex" befragt wird, und keine Möglichkeit ungenutzt lässt, den "bösen" Gatten ans Messer zu liefern. Wartet die seine schon im Nebenraum?


Aber nun endlich öffnete sich die Tür und "der" Offizier bat ihn in ihr Bureau, ja "Ihr", denn "Der" Diensthabende war "eine" Diensthabende.

Zunächst wirkte sie etwas überspannt, doch er nahm ihre, zu einem Pferdeschwanz zusammengefassten, mittelblonden Haare wahr, er sah ihre kräftigen, ganz leicht hervorstehenden Wangenknochen, er atmete ihren Duft, aber gänzlich fesseln tat ihn ihre Stimme, ihr dezenter Akzent. "Sind Sie Philosoph, Monsieur?" fragte sie streng. "Musiker, ähh, Madame" erwiderte er. "Nun isch denke" fuhr sie fort, "mein Kollege at nicht viel Spaß an Ihre philosophische Erklärung, Monsieur, warum wollen sie ihn ärgern?" "Das liegt mir fern, Madame" erwiderte er. "Isch werde Sie veraften müssen" sagte sie etwas milder, und er glaubte den Anflug eines Lächelns auf ihrem Gesicht erkennen zu können."Madame," sagte er, alles  was er in einem Jahrzehnt Schulfranzösisch gelernt hatte aufbietend "ce fut un grand plaisir d'être arreter par vous". Nun war das Lächeln nicht mehr zu verbergen! "Isch werde Ihnen die Fingerabdrücke nehmen müssen" sagte sie und bückte sich, ihm ihre Rückseite offenbarend nach einer tiefen Schublade, um ein Kästchen mit einem Fotoapparat hervor zu holen.

Welche Rundungen, welche Kurven! Das dunkelblaue, eher nach dem Vorbild einer Handwerker-Hose geschnittene Beinkleid konnte bestimmt keiner weiblichen Form schmeicheln, aber diese bezaubernden Formen konnte auch dieses nicht verunstalten. Die vom Gürtel über diesem Kunstwerk herabhängenden Handschellen beflügelten seine Phantasie und

Als Heiko nach dem gemeinsamen Bayern-Aufenthalt der Lichtenbergs nachhause zurückkehrte fand er im Briefkasten den erwarteten Brief von Edvard Christof. Edvard leitet ein kleines ambitioniertes Orchester und Heiko lernte ihn ausgerechnet in einem Sportgeschäft kennen, aber das ist eine andere Geschichte.

Jedenfalls sprachen die beiden über eine Zusammenarbeit der Band "Lichtenberg" und Edvards Orchester. Beide waren solchen Experimenten, der Vermischung verschiedener Kulturen nicht abgeneigt.

Keiner der beiden konnte sich so recht vorstellen, was dabei heraus kommen konnte, nur, es sollte kein weiterer Beitrag zu "Rockband spielt ihre Balladen, Orchester übernimmt Keyboard-Part" werden, was ja seit geraumer Zeit sehr angesagt ist, und manches Orchester in pekuniärer Hinsicht über Wasser hält. Nein die beiden wollten in Lichtenbergscher Tradition "unerhörtes" tun.


er sagte zu ihr: "nehmt alles von mir, zuerst die Fingerabdrücke, dann meine ganze Hand, zuletzt nehmt mein Herz in eure Hände, dort fühle ich es gut aufgehoben." Ihre Stimme wurde sanfter: "isch muss ehrlich sein, isch finde den Scherz mit die Abbild zu übsch, mein Kollege ist überarbeitet, kann nicht mer lachen, oui, c’est la vie ..." Sie war leicht errötet und plötzlich ging alles so schnell, bevor er sich versah, war er ein freier Mann, stand auf der Straße, weg von ihr.....


Kurz darauf traf er Maitre Edvard Christof, und machte diesem sofort klar: "Ich muss ein Stück für diese Frau schreiben, zackig wie das Militär, und zart, wie meine Sehnsucht nach dieser Frau....................und ich muss eine List finden sie wieder zu sehen."


Hört "Das Verhör" von Lichtenberg, unter Mitwirkung

des Kammerorchesters Zeiringen, unter Leitung

von Edvard Christof, Konzertmeister Arik Schmidt.